Kratzekind

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10 Tipps zum frühen Herbst für kleine Neurodermitis-Patienten oder: Vorsorge ist besser als Nachsorge

Kaum neigen sich die Sommerferien dem Ende entgegen, wird schon bald wieder eifrig in Kisten auf Dachböden und in Kellern gewühlt, um Pullover und Herbstjacken herauszufischen. Ich hoffe, den allermeisten von Euch geht es nicht wie uns, als wir das letzte Mal den Keller betraten und dachten: Huch, alles unter Wasser – na, großartig! :-)

Auch wenn einige von Euch mitsamt ihren Kratzekindern noch die Spätsommer-Sonnenstrahlen genießen: Vorsorge ist besser als Nachsorge. Daher findet Ihr im Weiteren 10 Tipps zur Vorbereitung der Herbstmonate rund um die farbenfrohe Jahreszeit mitsamt Kürbissen, Drachen, Kastanien, bunten Blättern – und hoffentlich nicht zu vielen Schüben bei Euren Kleinen. Los geht's:

1. Die richtige Temperatur: Der Herbst hält einige besondere Herausforderungen für unsere Kratzekinder bereit, die durch ihre chronische Unterfunktion der Schweiß- und Talgdrüsen grundsätzlich an extrem trockener Haut leiden. Das wird in der Regel im Herbst durch die Heizungsluft drinnen und die kühle Luft draußen leider nicht besser :-( Daher sollten wir die Wohnräume nicht überhitzen – 20 Grad am Tag und je nach Gusto zwischen 14 und 18 Grad in der Nacht ist für Neurodermitiker ideal - auch für Babies.

2. Feuchtigkeit sicherstellen: Immer ein feuchtes Tuch auf die Heizung legen. Es gibt auch Luftbefeuchter, die allerdings nicht ganz billig sind, daher tut es für uns das nasse Tuch, um die Luftfeuchtigkeit in den Räumen zu erhöhen.

3. Nässe, Regen, Spielen im Matsch, Gummistiefel – wenn ich daran denke, sehe ich überall imaginäre Juck- & Kratzemonster jubeln, die da rufen: Fußpilz, juhuuh! Jedes Kind soll im Matsch spielen so viel es mag – aber immer ein 2. Paar Socken einstecken, ein Paar Ersatzschuhe statt Gummistiefel (in denen sich Hitze staut) und über (leider oft teurere) atmungsaktive aber wasserdichte Treckingschuhe nachdenken. Gummistiefel braucht jedes Kind aber wir Kratzeeltern sollten darauf achten, dass man sie nicht mehr als nötig trägt, da hier die Pilzgefahr sehr hoch ist. Aus Erfahrung mit unserem Kratzekind weiß ich: für die Kinder ist es extrem unangenehm so früh an einer Pilzerkrankung zu leiden, die man nur sehr schwer wieder los wird.

4. Fettanteil in der Basispflege erhöhen – im Sommer braucht die Haut unserer Kratzekinder gleichermaßen Feuchtigkeit und Fett, daher sind die Basispflegen dann meist etwas flüssiger ('lotionartiger') als im Winter. Sprecht mit Eurem Arzt darüber, ob Ihr bei Eurer bewährten Pflege bleibt oder zu einer leicht fetthaltigeren Option wechseln solltet. Morgens und abends pflegen ist zumindest für uns (nicht nur) im Herbst als vorbeugende Maßnahme das A und O. Manche setzen auch auf Harnstoffe oder alternative Ansätze. Medikation und Pflege ist sehr individuell, daher würde ich hier nie jemandem 'reinreden'. Bei Harnstoff ist allerdings Vorsicht geboten, insbesondere bei Kleinkindern und auf entzündeten Stellen – hier brennt Urea wie Feuer und ist unter 6 Jahren nicht ratsam.

5. Pfoten weg von Wollpullovern. Auch wenn die Modelinien für Kinder die süßesten Wollpullis anbieten – für Kratzekinder ist Wolle in den allermeisten Fällen ein Graus, da sie die Haut zusätzlich reizt und aufraut. Es gibt auch warme Baumwollpullover, und die sehen auch sehr sweet aus - und sind sogar vegan ;-)

6. Gute Ernährung und raus in die Sonne – gerade im Herbst und in den Wintermonaten sollten wir Kratzeeltern sicherstellen, dass unsere kleinen Patienten gut mit Vitamin D, A und B-Vitaminen inkl. Biotin ausgestattet sind, um das Austrocknen der Haut auch von Innen heraus zu vermeiden. In der herbstlichen Erntezeit stehen uns Dutzende von leckeren, frischen Produkten zur Auswahl. Aber Achtung: Bloß nicht zu hohen Fruchtsäureanteil, denn der kann wiederum schubauslösend sein. Wir achten daher auf reizstoffarme, bekömmliche Gemüse- und Obstsorten wie Erbsen, Kartoffeln und Bananen (viel mehr isst unser Feinschmecker leider eh nicht an gesundem Kram ;-) Für alle anderen bieten sich z.B. noch Kohlrabi, Spargel, Birnen und Pilze an. Zudem gilt gerade für unsere kleinen Patienten: viel trinken!

7. Bloß nicht zu warm anziehen! Durch die Disfunktion der Schweißdrüsen haben unsere Kratzekinder oft keine intakte Wärmeregulation, d.h. der Körper überhitzt sehr schnell, was wiederum zu stärkerem Bakterienbefall führen kann (die fühlen sich bei warmen Körpertemperaturen einfach besonders wohl – leider). Daher: Zwiebelprinzip ist angesagt. Im Zweifel lieber eine Schicht weniger als durchschnittliche Kinder anziehen, damit sind wir immer gut gefahren. Und wenn unser Kratzekind an einem für mich schon chilligen Herbstmorgen ohne Jacke zur Kita will, dann schreite ich da nicht mehr ein. Kinder melden sich schon, wenn sie frieren.

8. Rissigen Händen und Füßen vorbeugen – denn sie sind Einfallstore für Bakterien, Pilze und Allergene; zudem lassen sie sich bei Neurodermitikern extrem schlecht schließen. Unser Kratzekind hatte mit derartigen Rissen über Monate zu kämpfen. Daher vorbeugend immer wieder die Hände und Füße eincremen (z.B. mit Fettcreme oder Heilsalben). Wir machen das immer sobald das Kratzekind schläft – dann wird die Creme auch nicht so schnell abgewischt ;-) 

9. Seife vermeiden! Das ist für mich, wie „StammleserInnen“ wissen, sowieso ein absolutes Muss. Noch trockenere Hände durch das tägliche Händewaschen kann keiner gebrauchen. Und jede noch so dolle angeblich 100%Olivenöl-Öko-Bio-Irgendwas-Seife ist in den allermeisten Fällen eben immernoch genau das: Eine Seife! Ob bei Oma, in der Kita, bei der Tagesmutter, zu Hause oder in Wolkenkuckucksheimen der Welt: seifenfreie Waschlotion oder ein seifenfreies Waschstück sollte immer mit am Start sein. Mittlerweile habe ich davon auch immer eins in der Tasche; Etuis dafür gibt es in jedem Drogeriemarkt. 

10. Kurztrip ans Meer – gerade das stürmische Reizklima im Herbst ist für viele Atopiker hervorragend. Sandburgen kann man auch mit Jacke und Handschuhen bauen; und immerhin ist man die dämliche Sonnencreme los! ;-) Am Abend dann basische Bäder oder ein Ölbad - perfekt.

Zum Ende noch eine gute Nachricht zum Herbst für alle Kratzekinder, die nicht nur an Neurodermitis leiden, sondern auch an Allergien: Immerhin ist der Pollenflug weitestgehend vorüber ;-)

Ihr Lieben - Immer positiv denken! Nützt ja nix :-) 

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Kommt gut in den Herbst, Ihr Lieben! XX